Heimalltag in der Krise

Heimalltag in der Krise

Besonders für alte und kranke Menschen bringt die Coronakrise große Herausforderungen und Ängste mit sich. Das Pflegeheim Scheffau blieb bislang vom Virus verschont und meistert die herausfordernde Situation sehr gut.

Kein Besuch von Familie und Freunden, Mitarbeiter mit Schutzmasken – eine Vorstellung, die vor wenigen Monaten noch unvorstellbar war. Um die psychische Belastung der Bewohner in der momentanen Ausnahmesituation so gering wie möglich zu halten, bemühen sich die Mitarbeiter im Pflegeheim Scheffau jeden Tag mit vollem Einsatz darum, den Heimalltag so „alltäglich“ wie möglich zu gestalten. Dass dies gut gelingt, zeigt sich in der Zufriedenheit der Bewohner, die sich kaum über die widrigen Umstände in dieser Krise beschweren.

Normalen Alltag leben

Zu einem „normalen“ Tagesablauf gehören im Pflegeheim Scheffau die sogenannten Aktivierungen, die ein abwechslungsreiches Angebot bieten. Neben den kreativen Aufgaben wie Malen, Werken oder Handarbeiten werden auch Aktivitäten zur geistigen (z. B. Gedächtnistraining) und körperlichen Fitness durchgeführt. Das meiste davon wird momentan im Atrium im Parterre des Hauses abgehalten, um die vorgegebenen Sicherheitsabstände einhalten zu können.

Gerade in schwierigen Zeiten bekommen auch religiöse Rituale und Bräuche eine große Bedeutung, ganz besonders für ältere Menschen. Dazu zählte auch heuer das Gestalten eines Osterstraußes für den Palmsonntag. Unter fachkundiger Anleitung wurden dafür Eier bunt bemalt und Dekoration gebastelt.

Auch wenn bislang keine Eucharistiefeiern mehr stattfinden konnten, sind die Kommunionfeiern am Donnerstag und Sonntag sowie das Rosenkranzgebet jeden Freitag beständige Wochentermine für die Bewohner. Im umfunktionierten Heimcafé können diese Feiern unter Einhaltung der vorgegebenen Abstände angeboten werden.

Für willkommene Abwechslung sorgen auch die regelmäßigen Aufenthalte im Freien, immer in Begleitung eines Mitarbeiters oder Zivildieners solange die Angehörigen oder der ehrenamtliche Besuchsdienst des Roten Kreuzes diese Aufgabe aufgrund der Schutzbestimmungen nicht übernehmen dürfen.

Besuchsregelungen

Das absolute Besuchsverbot seit 12.03.2020 war wohl der größte Einschnitt im gewohnten Alltag der Heimbewohner. Da diese Regelung nun etwas gelockert wurde und Besuche seit Anfang Mai eingeschränkt möglich sind, wurden im Parterre des Hauses zwei Räume, die von außen zugänglich sind, entsprechend eingerichtet. Die Besucher (max. zwei pro Besuch) können dort nach Terminvereinbarung getrennt durch eine Plexiglasscheibe mit ihrem Angehörigen sprechen. Bei Bedarf ist auch die Nutzung einer Lautsprecheranlage möglich.

In den vorhergehenden Wochen hat man mit Hilfe von Videotelefonie versucht, die Belastung durch den fehlenden Kontakt etwas zu verringern. Dieses Angebot wurde und wird noch immer zahlreich angenommen. Dafür vereinbaren die Angehörigen einen Termin mit der Heimleitung, zum ausgemachten Zeitpunkt hilft ein Mitarbeiter dem Bewohner dann dabei, über ein Tablet mit seinen Lieben zu kommunizieren.

Normale Besuche in den Bewohnerstockwerken oder der Betrieb des beliebten Heimcafés dürften wohl noch länger nicht möglich sein, wofür wir um Verständnis bei den Angehörigen bitten. Es sollte im Interesse von uns allen sein, die Heimbewohner als die am meisten gefährdete Bevölkerungsgruppe so gut es geht zu schützen.

Voller Einsatz der Mitarbeiter

Die letzten Wochen haben vor allem auch von den Heimmitarbeitern einiges abverlangt. Mit viel Engagement, Teamgeist und Geduld sorgt das Personal tagtäglich für einen reibungslosen Ablauf des Heimalltags, auch wenn das aufgrund der vorgegebenen Schutzrichtlinien nicht immer leicht zu bewerkstelligen ist.

Diese konsequente Einhaltung aller erforderlichen Maßnahmen gegen das Coronavirus trug wesentlich dazu bei, dass die am 14.04.2020 durchgeführte Testung des gesamten Personals und der Bewohner, keine einzige Covid19-Infektion ergeben hat. Den Mitarbeitern gebühren dafür großes Lob und aufrichtiger Dank.

Krisensicherer Neubau

Eine wichtige Komponente dafür, dass das Pflegeheim Scheffau bisher virusfrei blieb, ist aber vor allem den hohen baulichen und Qualitätsstandards geschuldet, die der Neubau des Heimgebäudes mit sich brachte. Die großzügige und zweckmäßige Gestaltung des Hauses mit den zahlreichen Terrassen und Außenbereichen, den Einzelzimmern und aufgeteilten Ess- und Aufenthaltsbereichen in den einzelnen Stockwerken ermöglichen es, die notwendigen Sicherheitsabstände leichter einzuhalten. Alle Schutzvorkehrungen konnten bisher rasch und effektiv umgesetzt werden. In der nunmehrigen Krise bestätigte sich umso mehr, dass die Entscheidung der Trägergemeinden für den Bau eines modernen Pflegeheims absolut richtig und notwendig war.

Transparente Entscheidungen

Die jeweils zu setzenden Schutzmaßnahmen wurden seit Beginn der Coronakrise in wöchentlichen Sitzungen von den Entscheidungsträgern im Pflegeheim Scheffau getroffen und im Anschluss der Belegschaft per Mitarbeiterbrief bzw. über den Mitarbeiterbereich der Homepage zur Kenntnis gebracht. So konnten bislang alle Entscheidungen auf kurzem Weg vereinbart und transparent kundgetan werden.

Dank an alle Helfer und Spender

Besonders erfreulich war in den letzten Wochen die große Unterstützung aus der Bevölkerung. Zahlreiche Gastbetriebe lieferten nach ihrer abrupten Schließung im März Lebensmittel ins Heim. Ein Großteil der Tourismusbetriebe, Restaurants und Cafés aus Söll, Scheffau und Ellmau bekundete seine Bereitschaft, im Notfall mit Desinfektionsmitteln, Einweghandschuhen und auch Schutzmasken auszuhelfen. Verschiedene Firmen stellten Masken und Schutzanzüge zur Verfügung. In zwei Privatinitiativen wurden mehr als 270 Stoffmasken für Mitarbeiter und Bewohner des Heims genäht. Die gesamte Belegschaft erhielt Blumenschalen und Schokoladegeschenke als Zeichen des Dankes für ihren Einsatz. Eine große Spende an Schnittblumen sorgte im ganzen Haus für Frühlingsstimmung.

Allen Spendern und Helfern soll hiermit aufrichtig gedankt werden.

Die Geschenke und Spenden bildeten eine willkommene Abwechslung im Heimalltag, daneben sorgte die große Hilfsbereitschaft und Solidarität aus der Umgebung für Mut und Zuversicht in dieser außergewöhnlichen Zeit.

 

Fotos:

Das gemeinsame Singen ist auch in der Krise ein fixer wöchentlicher Programmpunkt.

Liebevoll wird Dekoration für drinnen und draußen bemalt.

Regelmäßige religiöse Feiern, wie die Kommunionfeier im Heimcafé, sind jetzt besonders wichtig für die Bewohner. Auch ein Osterstrauß wurde dekoriert.

Der Kontakt mit den Angehörigen über Videotelefonie ist sehr gefragt.

Trotz der Krise kam Dank zahlreicher Spenden Frühlingsstimmung im Heim auf.

27.04.2020